Was steckt tatsächlich hinter dem sogenannten Wundermittel DMSO?

Veröffentlicht am: Februar 29, 2024
Dr. med. Wolfgang Bachmann
Dr. med. Wolfgang Bachmann

Allgemeinmediziner

DMSO wird als scheinbares “Wundermittel” immer beliebter: Seien es Gelenkprobleme, Entzündungen, allgemeine Schmerzen oder sogar Krebs, all dies soll mit diesem Heilmittel heilbar sein. Doch stimmt das alles wirklich? 

Inhalt

Was ist DMSO?

DMSO (Dimethylsulfoxid) ist eine bei Raumtemperatur, farb- und geruchlose Lösung. Dimethylsulfoxid ist eine organische Schwefelverbindung, also eine natürlich vorkommende Substanz, auch als Methylsulfoxid oder Sulfinyldimethan bekannt. DMSO wird aus Baumharz gewonnen, kann aber auch durch oxidiertes Dimethylsulfid technisch hergestellt werden.

DMSO ist sowohl für die äußerliche, als auch die innerliche Anwendung geeignet. Nach der Einnahme wird Dimethylsulfoxid im Körper zu MSM, auch Dimethylsulfon oder DMSO 2 genannt, verstoffwechselt. Das ist auch der Grund, weshalb MSM und DMSO ähnliche Wirkungen besitzen. 

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Welche Wirkung hat DMSO?

DMSO wirkt:

  • antioxidativ
  • entzündungshemmend
  • abschwellend
  • schmerzlindernd
  • durchblutungssteigernd
  • gefäßerweiternd

Dimethylsulfoxid kann ebenfalls die Aufnahme von anderen Substanzen (Medikamenten) verbessern.

DMSO

Als “Wundermittel” wird DMSO einige Wirkungen zugeschrieben, wie die Krebshemmung, jedoch ist das meiste davon noch nicht nachgewiesen und nur an kleineren Studien oder Tierversuchen getestet. Lediglich penetrationsfördernde, abschwellenden und schmerzlindernde Effekte sind wissenschaftlich nachgewiesen. Jedoch auch nur im zeitlich begrenzten Gebrauch und bei stumpfen Verletzungen, sowie entzündlichen Gelenkveränderungen (z.B. Schleimbeutelentzündung).

 


Auch die viel beworbene Wirkung bei Borreliose (Zeckenbiss), Sklerose und Demenz ist nicht bewiesen!


1. DMSO verbessert die Aufnahme von anderen Substanzen

DMSO wird oft mit anderen Wirkstoffen gepaart, wie etwa Dexpanthenol oder Ibuprofen. Da Dimethylsulfoxid die Aufnahme von Medikamenten beschleunigen kann und bei Verstauchungen schmerzlindernd wirkt, ist eine Kombination mit anderen Wirkstoffen am effektivsten. Dimethylsulfoxid sorgt dafür, dass die Substanzen schneller in die Haut eindringen können und agiert sozusagen als Wegweiser. 

Diese Wirkung ist noch stärker bei der Aufnahme von Medikamenten über die Schleimhäute, dort wirkt DMSO als Träger höchst effektiv und besonders bei schmerzlindernden Medikamenten ist dies ein beliebter Effekt.

 


Aufgepasst! Unmittelbar vor, sowie nach dem Auftragen, darf kein anderes Mittel (Arzneimittel oder kosmetische Produkte) mit der Haut in Kontakt kommen.


 

Bereits 1963 entdeckte ein Team der Oregon Health & Science University Medical School, dass DMSO Membrane wie die Haut durchdringen kann, ohne diese zu beschädigen. Gleichzeitig kann Dimethylsulfoxid auch andere Verbindungen in ein biologisches System transportieren.

2. DMSO lindert Schmerzen in Muskeln und Gelenken

Die therapeutische Wirksamkeit von DMSO bei Schmerzen in Muskeln und Gelenken ist bereits nachgewiesen. Die analgetische (schmerzlindernde) Wirkung entsteht, wenn angeschwollene Stellen entwässert werden und sich der Druck auf die Entzündung lindert, wodurch sich der Schmerz bessert. DMSO blockiert ebenfalls die beteiligten Nerven, wodurch das Schmerzsignal nicht mehr an das Gehirn weitergeleitet wird. Dies hält jedoch nur so lange an, wie der Körper braucht, um das DMSO abzubauen.

 Dimethylsulfoxid schafft Abhilfe bei:

  • Prellungen und Schwellungen
  • Verstauchungen
  • Zerrungen
  • stumpfen Traumen
  • Sportverletzungen
  • Blutergüssen
  • Durchblutungsstörungen
  • lokalisierter Arthrose und Arthritis (zum Beispiel Hand- oder Kniegelenkarthrose)

Besonders bei Sportverletzungen sind Salben und Gels mit DMSO sehr beliebt. Im Speziellen im Knie und Hüftbereich, aber auch bei Wirbelsäulenschmerzen findet Dimethylsulfoxid Gebrauch.

DMSO Wirkung bei Gelenk und Muskelschmerzen, sowie Sportverletzungen

3. Wie wirkt Dimethylsulfoxid bei Entzündungen?

Dimethylsulfoxid besitzt stark entzündungshemmende Eigenschaften, weshalb die Lösung auch bei Entzündungen wirkt.

In Studien konnte eine symptomatische Linderung von Patienten mit interstitieller Zystitis (eine nicht-infektiöse, chronische Harnblasenerkrankung) festgestellt werden.

1978 kam eine Studie zu dem Schluss, dass DMSO bei 213 untersuchten Patienten mit entzündlichen Erkrankungen des Urogenitaltrakts signifikante Erleichterung verschaffte. Die Forscher empfehlen Dimethylsulfoxid jedoch nur für entzündliche Erkrankungen des Urogenitaltrakts, die nicht durch eine Infektion oder einen Tumor verursacht wurden und bei denen die Symptome schwerwiegend waren. Ebenfalls empfehlenswert sei es, DMSO zu probieren, wenn Patienten nicht auf konventionelle Therapien ansprechen.

Eine 2016 durchgeführte Studie zeigte, dass eine Behandlung mit 2 % DMSO Entzündungen hemmte, welche von E. coli (Bakterien) Infektionen ausgelöst wurden.

4. Hilft die Einnahme von DMSO tatsächlich bei Krebs?

DMSO wird oft als Heilwunder für Krebs beworben. Es gibt jedoch noch nicht genügend Studien, um zu diesem Schluss zu gelangen. Bisherige Beobachtungen belaufen sich lediglich auf In-vitro-Untersuchungen von menschlichen Tumorzellen in Petrischalen, welche mit DMSO behandelt wurden, wobei ein hemmender Effekt von Dimethylsulfoxid auf die Krebszellen festgestellt werden konnte.

Diese Ergebnisse lassen sich jedoch nicht direkt auf den Menschen beziehen, hierfür sind weitere Forschungen nötig! Somit ist der Effekt von DMSO auf Krebs noch nicht wissenschaftlich anerkannt. Sollten Sie also auf der Suche nach einem natürlichen Helfer bei Krebs und auch deren Prävention sein, probieren Sie doch Weihrauch Kapseln. Für diese gibt es bereits mehrere Studien, die ihre krebshemmende Wirkung belegen.

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5. Kann Dimethylsulfoxid das Abnehmen tatsächlich unterstützen?

DMSO wird eine abnehmende Wirkung zugeschrieben. Doch was steckt tatsächlich dahinter? Zum einen könnte es manchmal wirken, als würde man abnehmen, da Dimethylsulfoxid entwässert. Zum anderen wird DMSO im Körper zu MSM verstoffwechselt, welches beim Abnehmen tatsächlich helfen kann, jedoch auch nur dann, wenn der Stoffwechsel aufgrund eines Mangels nicht richtig funktioniert.

Im generellen ist eine abnehmende Wirkung nicht die primäre Funktion von DMSO. Besser geeignet dafür sind beispielsweise: Grüner Kaffeebohnen Extrakt, oder Bittergurke, deren Bitterstoffe welche Heißhunger stoppen. Im Allgemeinen gilt noch immer, zum Abnehmen ist nichts effektiver als ein gesunder Lebensstil mit gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung.

6. DMSO und MSM bei Haarausfall

Schwefel ist ein Spurenelement, das für gesunde Haare unentbehrlich ist. Dieses wird im Körper zu Keratin, ein Protein für gesundes und kräftiges Haar, umgewandelt. Bei einem Mangel an Schwefel leidet die Haargesundheit und es kommt zu Haarausfall. 

DMSO ist eine Schwefelverbindung, welche im Körper geteilt wird, wobei ein Teil MSM ist, ein organischer Schwefel, welcher auch als Nahrungsergänzung erhältlich ist. Bei Haarausfall kann MSM somit eine ausreichende Schwefelversorgung bieten, wodurch das Haar wieder kräftiger und voluminöser wird.

Eine koreanische Studie (2009) demonstrierte, wie MSM gegen Haarausfall bei Mäusen half. Die Behandlung war sogar so effektiv wie eine 5%ige Minoxidil-Lösung, die in vielen effektiven Haarwuchsmitteln vorzufinden ist.

Sollten Sie also an Haarausfall leiden, oder dünnes, brüchiges Haar besitzen, ist ein Kauf von MSM Pulver empfehlenswerter, als DMSO, welches mehr bei Schmerzen angewendet wird. Auch Bockshornklee ist besonders effektiv und sorgt für gesundes, glänzendes Haar. 

Wie kann Dimethylsulfoxid angewendet werden?

DMSO eignet sich für die innerliche und die äußerliche Anwendung . Dimethylsulfoxid sollte über einen längeren Zeitraum (meist 2 bis 3 Monate) mehrmals täglich angewendet werden. 

Erhältlich ist DMSO in Form von:

  • Salben
  • Cremen
  • Lotionen
  • Sprays 
  • Gele
  • in seiner Reinform (Flüssig)
  • Tropfen

DMSO Anwendung

Die reines DMSO (99,9%ige Lösung) muss jedoch vor dem Gebrauch verdünnt werden, etwa mit Wasser, oder einem Öl, sonst kann es zu Reizungen der Haut führen.

Hochwirksame Konzentrationen von Dimethylsulfoxid (bis zu 50 %) werden bei neuropathischen Schmerzen oder schwer zu behandelnden Schmerzerkrankungen, wie zum Beispiel Morbus Sudeck versuchsweise eingesetzt.

DMSO Anwendungen am Auge, bei offenen Wunden, Verbrennungen von Gewebe, und bei starkem Sonnenbrand sollten nur nach Absprache mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker durchgeführt werden. Studienergebnisse in diesem Bereich sind nicht eindeutig, wodurch keine Empfehlung dieser Anwendung gegeben werden kann.

Ist DMSO gefährlich?

Wird Dimethylsulfoxid in zu hoher Konzentration auf die Haut aufgetragen, kann es zu Reizungen, wie Brennen, Jucken, Rötungen oder sogar Blasenbildung kommen.

Mögliche Nebenwirkungen bei der inneren Anwendung von DMSO:

  • Brechreiz
  • Übelkeit
  • Magen-Darm-Probleme (z. B. Durchfall)
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen

Dimethylsulfoxid kann eine Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen bewirken, welche mit lokalen und generalisierten Allergien verbunden ist.

Die meisten Menschen bekommen von DMSO einen knoblauchartigen Mundgeruch, welcher selbst dann auftritt, wenn DMSO nur auf die Haut aufgetragen wurde. Der Grund dafür? Da DMSO in den Zellen zu Dimethylsulfid (DMS) und Dimethylsulfon (MSM) zersetzt wird, und DMS ein Signal an die Rezeptoren der Nervenzellen gibt. Das Erstaunliche daran ist, dass Dimethylsulfoxid eine geruchslose Lösung ist, und die Rezeptoren normalerweise ausschließlich auf Geruchsreize reagieren.

 


Aufgepasst! Studien deuten darauf hin, dass äußerlich angewandtes Dimethylsulfoxid bei bettlägrigen Patienten die Wahrscheinlichkeit für Druckgeschwüre erhöht!


Fazit

  • Viele Wirkungen von DMSO sind wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen. Die Anwendung, sowie Dosierung ist deshalb am effektivsten, wenn diese individuell für jeden angepasst sind. Konsultieren Sie dafür am besten Ihren Heilpraktiker.
  • DMSO ist effektiv bei der Schmerzlinderung und unterstützte andere Wirkstoffe.
  • DMSO wird im Körper zu MSM verstoffwechselt, weshalb beide Stoffe ähnliche Wirkungen besitzen.

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Quellen (in englischer Sprache):

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