Enddiagnose Reizdarm - Was können Sie bei Darmproblemen machen?

Veröffentlicht am: März 06, 2024
Dr. med. Wolfgang Bachmann
Dr. med. Wolfgang Bachmann

Allgemeinmediziner

Leiden Sie öfters unter Bauchschmerzen, Durchfall und / oder Verstopfung? 

Wenn Darmprobleme in den Vordergrund rücken, ist es höchste Zeit etwas zu ändern! Denn Darmbeschwerden schränken den Alltag und die Lebensqualität massiv ein.

Enddiagnose Reizdarm

Bei einem Reizdarm handelt es sich um einen Sammelbegriff für Beschwerden, bei denen keine bestimmte Krankheit feststellbar ist. Und dennoch ist die normale Funktion des Darms gestört. Betroffene berichten von Bauchschmerzen, Krämpfen, Blähungen, Verstopfungen und Durchfall. Oft kommen im Verlauf noch andere Erscheinungen mit wie Migräne, Depression, Unverträglichkeiten oder eine Reizblase.

Der Leidensweg für Personen mit Reizdarm ist lang. Für die Klarheit müssen in einer Reihe von Tests erst andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, bis schlussendlich die Diagnose Reizdarm vorliegt. Dabei werden eine Enddarmuntersuchung, Magen- und Darmspiegelung, Blut- und Stuhluntersuchung sowie ein Ultraschall gemacht.

➤ 50 % aller Personen mit Magen-Darm-Beschwerden leiden unter dem Reizdarmsyndrom!

Die Reizdarm-Typen

Patienten mit Reizdarm werden aufgrund ihrer unterschiedlichen Symptome oft in Gruppen eingeteilt. Die Abgrenzungen zu den anderen Typen sind aber oft sehr verschwommen und greifen ineinander über. 

  • Blähtyp: leidet unter vermehrten Blähungen
  • Diarrhoetyp: leidet unter wiederauftretendem Durchfall
  • Verstopfungstyp: leidet unter regelmäßiger Verstopfung
  • Schmerztyp: leidet besonders unter vermehrten Bauchschmerzen

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Was reizt unseren Darm?

Die genaue Ursache eines Reizdarms ist bisher noch nicht endgültig geklärt. Sehr wahrscheinlich kommen die Symptome aber von:

  • Erhöhter Stress: Stimmungsänderungen wie beispielsweise bei Stress oder Grübeln wirken sich direkt auf die Darmfunktion aus. Umgekehrt beeinflussen Erkrankungen des Darms auch die Stimmung. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Depressionen einen Reizdarm begleiten. Des Weiteren führen Stresssituationen oft zu Verdauungsstörungen wie beispielsweise eine nervöse Blase.
  • Vorangegangene Darminfekte: Experten zufolge verändert sich die Darmflora eventuell nach einer Infektion. Besonders auch dann, wenn Antibiotika eingesetzt wurden.
  • Ernährung und Darmflora: Die Darmflora ist bei Reizdarmpatienten im Vergleich zu gesunden Menschen gestört, unausgewogen und somit anders aufgebaut. Mögliche Gründe dafür sind Infektionen, Diäten oder Antibiotika. Zudem kommt ein Reizdarm oft mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit einher, welche Beschwerden auslösen kann.
  • Genetik: Ein Reizdarm kann erblich sein

➤ In Europa sind je nach Definition zwischen 2,5 % und 37 % von einem Reizdarmsyndrom betroffen!

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Wie behandeln Sie einen Reizdarm?

Es gibt leider nicht eine einzige richtige Behandlung, da das Syndrom verschiedene Ursachen und Symptome hat. Es gibt aber einige Methoden, die eine Linderung der Symptome bringen können.

1. Passen Sie Ihre Ernährung an

Gerade bei Durchfall können Ballaststoffe helfen. Besonders geeignet sind Leinsamen und Flohsamen (idealerweise bereits geschrotet). Aber auch andere Samen und Körner sowie Gemüse und Obst werden empfohlen. Trinken Sie dazu viel Wasser, damit die Ballaststoffe quellen können. Haben Sie zusätzlich Unverträglichkeiten, verzichten Sie auf jene Lebensmittel. Außerdem sollten Sie allgemein von blähenden, fetten oder sehr heißen bzw. kalten Speisen absehen.

Tipp: Führen Sie ein Ernährungstagebuch, um festzuhalten, was Sie gut vertragen und was nicht. Das kann mitunter sehr aufschlussreich sein.

2. Phytotherapeutika und Medikamente

Die Natur hat einiges zu bieten, wenn es um das Thema Darmbeschwerden geht. Beim Blähtyp eignen sich beispielsweise Fenchel, Anis, Kümmel oder Pfefferminz. Beim Verstopfungs- und Durchfalltyp empfehlen sich vor allem Probiotika, da diese dabei helfen, den Darm zu regulieren und wieder ins Lot zu bringen. Dem Schmerztyp können natürliche Schmerzmittel Linderung verschaffen wie Kurkuma oder MSM.

Achtung bei Medikamenten:

  • Austausch der Probleme: Gerade Medikamente gegen Durchfall und Verstopfung können leicht das eine Problem gegen das andere austauschen. So kann beispielsweise das Durchfallmedikament, wenn es zu stark wirkt, Verstopfung auslösen und umgekehrt.
  • Zusätzliche Belastung der Darmbakterien: Werden Antibiotika bei Darmbeschwerden eingesetzt, kann das zu einem gegenteiligen Effekt führen. Denn Antibiotika zerstören alle Bakterien im Darm, auch die Guten. Danach ist die empfindliche Darmflora gestört und es treten unter Umständen neue Probleme auf. Deshalb ist es so wichtig, nach der Einnahme von Antibiotika Probiotika zu nehmen.

3. Psyche

Ein Reizdarm belastet die eigene Lebensqualität enorm. Ganze 60 % der Betroffenen leiden zusätzlich an einer Depression.

Warum ist das so? Unsere Psyche und unser Darm sind über die Darm-Hirn-Achse ständig in Interaktion miteinander verbunden. So beeinflussen Ärger und Stress beispielsweise die Darmtätigkeit. Die Folge sind Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Umgekehrt rufen Verdauungsprobleme schlechte Laune hervor, das sogar in Depressionen enden kann.

Da die Psyche und die Darmgesundheit so eng miteinander verbunden sind, ist es sinnvoll, neben dem Aufbau einer gesunden Darmflora, sich auch um die seelische Gesundheit zu kümmern. Experten zufolge können sich die Symptome sogar bei Placebo Gabe um bis zu 50 % verbessern. Das beweist, dass die Psyche eine große Rolle beim Reizdarmsyndrom spielt.

Tipps für die Psyche:

➤ 60 % der betroffenen Menschen mit Reizdarm leiden zusätzlich unter einer Depression!

Fazit:

Durch das Reizdarmsyndrom ist die Lebensqualität von Betroffenen stark eingeschränkt. Da die Ursachen und die Symptome von so unterschiedlicher Natur sind, gibt es keinen einzelnen richtigen Weg. Vielmehr sollten Betroffene verschiedene Methoden ausprobieren, um die Symptome zu lindern.

Ein Reizdarmsyndrom kann bei manchen Menschen von selbst verschwinden. Bei anderen kann es aber auch zu einem chronischen Problem werden.

Wichtig ist also eine gute Behandlung. Dadurch kann es zu einer starken Verbesserung der Symptome kommen. Stimmen die Lebensbedingungen, insbesondere die Faktoren Stress, Darmflora und Ernährung, ist langfristig sogar eine Heilung möglich.

 

Quellen (in englischer Sprache): 

Wall, G. C., Bryant, G. A., Bottenberg, M. M., Maki, E. D. & Miesner, A. R. (2014, July). Irritable bowel syndrome: A concise review of current treatment conceptrs. World Journal of Gastroenterology, 20(27): 8796–8806, doi: 10.3748/wjg.v20.i27.8796

Andresen, V. & Layer, P. (2018, March). [Irritable Bowel Syndrome - a Disease]. Deutsche medizinische Wochenschrift (1946), 143(6):411-419, doi: 10.1055/s-0043-125224

Surdea-Blaga, T., Baban, A., Nedelcu, L. & Dumitrascu, D. L. (2016, September). Psychological Interventions for Irritable Bowel Syndrome. Journal of Gastrointestinal and Liver Diseases: JGLD, 25(3):359-66, doi: 10.15403/jgld.2014.1121.253.ibs